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WO? Oberösterreich nördlich der Donau

Das unbekannteste Viertel Oberösterreichs hat eine bewegte Geschichte, die jedoch weitgehend vom Mangel dominiert wird. Das beginnt schon mit der Besiedelung. Diese kommt erst in Gang, als anderswo die „guten“ Plätze vergeben sind. Und so müht man sich ab der ersten Jahrtausendwende mit der Rodung undurchdringlicher Wälder, dem Bewirtschaften steiniger Böden und unfreundlichem Klima. Reich wird hier niemand, wohlhabend nur wenige Bürger in den Handelsstädten. Was man sich unter diesen Bedingungen erschafft, darauf muss man achten, denn schneller Ersatz ist nicht finanzierbar.

„Die Armut ist der beste Denkmalschützer“ hat ein kluger Mann einmal gesagt und das Mühlviertel legt reiches Zeugnis ab, dass dem wirklich so ist. Die höchste Dichte an mittelalterlichen Flügelaltären spricht für sich, aber dennoch ist das Land nördlich der Donau nicht die reine Gotikregion, als die es mancher verkaufen möchte. Alle Jahrhunderte haben Spuren hinterlassen und sei es nur in Form aufgehobener Klöster oder barockisierter Kirchen.

Und natürlich kommt auch die Zeitgeschichte nicht zu kurz. Lange Jahre des Lebens am Eisernen Vorhang haben Spuren hinterlassen. Erfreulich ist der Umstand, dass altes Handwerk hier nach wie vor gepflegt wird: die Leinenweberei, die Hinterglasmalerei, die Blaudruckerei – alles hat noch seinen Platz.

Unter den genannten Bedingungen waren kulinarische Höhenflüge lange Zeit nicht möglich. Satt sollten alle werden und Kraft für die schwere Arbeit sollte das Essen geben. Was damals auf den Tisch kam, ist heute verpönt, weil fett und ungesund.

Aber glauben Sie mir: für ein gutes Geselchtes mit Knödeln, oder ein knuspriges Bratl aus der Rein kehren Sie der Haubenküche gerne den Rücken und mit Leinölerdäpfeln und einem guten Bier ist man der Seligkeit so nahe, wie das auf Erden möglich ist.