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Was muss die Leistung eines austriaguides kosten?

 

Vor einigen Wochen habe ich mein 25jähriges Branchenjubiläum gefeiert. Ja. solche Tage machen ein bisschen sentimental und ich habe auf mein Vierteljahrhundert Fremdenführerdasein zurückgeblickt. Wie war das damals, was ist in dieser Zeit so passiert, wie haben sich die Dinge seit meinem Eintritt in den Beruf entwickelt?

Am Beginn meiner Selbständigkeit stand nach einer Ausbildung, die mich sehr gefordert hat, die „große Irritation“ wurde mir doch aus Kolleginnenkreisen kundgetan, was ich für eine Führung verlangen darf. Mit einem Wirtschaftsstudium im Rücken hätte ich mir meinen Marktantritt deutlich anders vorgestellt. Auf der Universität wurde mir klar vermittelt, dass ein Unternehmer seinen Preis kalkuliert und mit dem dann auf den Markt geht.

Als Neuling in der Branche ohne Kundenkontakte und einer gewissen Abhängigkeit von arrivierten Kolleginnen habe ich aber den Mund gehalten und das verrechnet, was alle verrechnet haben.

 

Was ich in den folgenden zweieinhalb Jahrzehnten gesehen habe, war wenig erfreulich. Gespart wurde immer an uns.

Die Kreuzfahrtschiffe haben uns Massen an Gästen gebracht und genau damit argumentiert: weil so viele Führungen an Guides vergeben werden, müssen die billiger sein. 2008 mit der großen Wirtschaftskrise hat dann Uniworld den Vogel abgeschossen: weil die amerikanischen Kunden solche Verluste hinnehmen mussten, „konnte“ man unsere Honorare über ein paar Jahre hinweg nicht anheben. Aber selbst die jährlichen Steigerungen der anderen Kreuzfahrtlinien waren dürftig. 3,-€ pro Ganztag (de facto unter 1% Honorarerhöhung), das ist nicht die Welt, und selbst bei niedriger Inflationsrate verdient man letztlich von Jahr zu Jahr weniger.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: verlangt wurde schon immer die volle Leistung. Ein Gast, der den Tag nur „very good“ und nicht „excellent“ fand, hat beim Cruisemanager zu hochgezogenen Augenbrauen und fragenden Blicken geführt.

Neidvoll schaut man da auf die Sozialpartnerschaft und die jährlichen Lohnerhöhungen bei den Arbeitnehmern!

 

Fakt ist: die Schere ist von Jahr zu Jahr weiter aufgegangen und dann kam Corona. Spätestens da war klar, dass es so nicht weitergehen kann. Die allerwenigsten von uns hatten einen ausreichend dicken Finanzpolster, so gut wie jede/r musste ich einen Job suchen, denn egal, was in den Zeitungen zu lesen ist: die „große Überförderung“ mit Coronahilfen hat nicht im Bereich der EPU stattgefunden. Ich kenne Kolleginnen, die warten heute (März 2023) noch auf die Gelder von Ende 2021/Anfang 2022!

Viele Kollegen und Kolleginnen haben die Konsequenzen gezogen und den Beruf verlassen, bzw. sich Ihren Teilzeitjob behalten – wer einmal gesehen hat, wie schnell man vor dem Nichts stehen kann, wird vorsichtig.

Ich finde das einerseits bewundernswert, andererseits ziemlich absurd: wir haben Nebenjobs, damit wir uns unseren Beruf als austriaguides leisten können. Bei aller Liebe zum Beruf: Arbeit – in unserem Fall sogar eine selbständige Tätigkeit mit allen Risken – dient doch dem Lebensunterhalt!? Und so habe ich begonnen nachzudenken und mir die Frage gestellt: Was muss die Leistung von einem austriaguide kosten, wenn man reell kalkuliert?

 

Was kostet die Ausbildung zum Fremdenführer?

Wir machen in der Ausbildung in einem Schwung Lehre, Gesellen- und Meisterprüfung, d.h. wir packen in ein Schuljahr drei bis vier Klassen Berufsschule, praktische Ausbildung und Meisterkurs. Unser Beruf wurde dem NQR-Qualifikationsniveau VI zugeordnet, das entspricht dem Bachelor oder Handwerksmeister.

Der Kurs dauert in Oberösterreich 9 Monate, jeweils freitags 14:00 – 21:30 und samstags 08:00 – 16:00 (bei Exkursionen 08:00 bis 18:00 Uhr). An allen anderen Tagen ist Lernen in Eigenregie angesagt.

Die Kursgebühr beträgt in OÖ ca. 3.500,-€, dazu Bücher und Kopien, Prüfungsgebühr, … ein Minimum von 4.000,-€ und ein Jahr Lebenszeit muss man da jedenfalls rechnen.

 

Was unterscheidet austriaguides von deutschen Gästeführern?

In Deutschland gibt es zweierlei Gästeführer, ich beziehe mich hier auf die ausgebildeten und geprüften KollegInnen, die im BVGD organisiert sind.

Da Österreich wesentlich kleiner ist, wird bei uns nicht regional ausgebildet, sondern die Prüfung ist für ganz Österreich abzulegen. D.h. es gibt austriaguides, die man im Zuge einer mehrtägigen Reise durch weite Teile Österreichs mitnehmen kann, was ein deutlicher Vorteil ist, weil sich so der historische Bogen besser spannen lässt, als wenn jeden Tag ein anderer Guide die Gruppe betreut.

Was finanziell schwerer wiegt: in Österreich ist eine selbständige Tätigkeit nicht möglich, ohne auch Beiträge in die Sozialversicherung und Pensionskasse einzuzahlen – und diese Beiträge wiegen schwer!

 

Warum ist der austriaguide ein selbständiger Gewerbetreibender?

Täte es nicht auch eine Anstellung bei einem Tourismusverband?

Mitnichten!

Ein Arbeitnehmer schuldet seinem Arbeitgeber die Anwesenheit, d.h. der „Stadtführer“ schuldet dem TV seine Anwesenheit.

Der Selbständige schuldet seinem Auftraggeber den Erfolg, d.h. der austriaguide ist dem Gast (also Ihnen) verpflichtet.

Von wem möchten Sie lieber geführt werden?

 

In welchem Verhältnis stehen Umsatz und Gewinn?

Nun, da wird’s jetzt spannend. Ich habe im Auftrag der WKO Anfang 2019 (also deutlich vor der mit Wucht über uns hereingebrochenen Inflation) mit einer Buchhalterin ausgerechnet, welche Umsätze wir erwirtschaften müssen, damit wir davon leben können.

Bei einem Einkommensziel von 1.500,-€ netto, 14mal jährlich braucht es einen Jahresumsatz von mindestens 45.600,-€ brutto

Nicht berücksichtigt sind alle Betriebsausgaben, die müssen zu obigem Umsatz noch dazuverdient werden!

  • Auto (AfA, Versicherung, Parkgebühren, Reifen u. Reparaturen, Benzin, Vignette, …),
  • Aus- und Weiterbildungskosten (Fachliteratur, Teilnahme an Kursen und Fahrten dahin),
  • Computer u. sonstiges technisches Equipment,
  • Laufende Kosten für Telefon, Internet, Betrieb einer Homepage,
  • Bürobedarf,
  • Tourismusbeitrag (I-Beitrag),
  • Kammerumlage,
  • Werbematerial,
  • Versicherungen, …

Kleinere Agenturen dürfen sich an dieser Stelle fragen, ob sie das Auftragsvolumen hätten, auch nur einem einzigen Guide ein Jahr lang das wirtschaftliche Überleben zu ermöglichen.

 

Welche Leistung wird von einem Austriaguide erwartet bzw. verlangt?

Zuerst eine Menge Wissen! Inhalte der Ausbildung sind:

  • Geschichte einschließlich politischer Bildung (insbesondere Urgeschichte, Reichsgeschichte, österreichische Geschichte, Kirchen- und Ordensgeschichte)
  • Kultur- und Kunstgeschichte (inkl. Literatur und Musikgeschichte)
  • Kulinarik
  • Heimat- und Volkskunde
  • Grundzüge der Wirtschafts- und Sozialkunde einschließlich Rechnungswesen und Betriebswirtschaft
  • Fremdenverkehrsgeographie einschließlich Wirtschaftsgeographie
  • Fremdenverkehrslehre
  • Durchführung von Führungen einschließlich praktischer Übungen und in Rhetorik und Verhaltensstrategie
  • Rechtskunde

Und das alles in mindestens zwei Sprachen!

Dazu kommt:

  • Organisationstalent,
  • Stressresistenz,
  • vorausschauendes Denken,
  • rasche Auffassungsgabe,
  • Empathie,
  • die Fähigkeit, Probleme rasch zu erkennen und zu lösen,
  • ein umgängliches Wesen, das mit vielen Menschen kompatibel ist,
  • ein dickes Fell (eben weil wir mit vielen Menschen zu tun haben),
  • Humor,
  • Eloquenz und ausgeprägte rhetorische und didaktische Fähigkeiten, damit auch „trockener“ Stoff unterhaltsam dargeboten werden kann,
  • Mut, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen
  • Führungskompetenz!

 

Wann wird die Leistung erbracht?

Immer, aber bevorzugt zwischen Ende März und Anfang Jänner.

Hauptsächlich an Wochenenden, verlängerten Wochenenden und Feiertagen (am Ostersonntag genauso wie am 25. Dezember!)

Bei jedem Wetter (ich bin Temperaturgeprüft zwischen -12°C und +37°C), auch bei Regen (den lächeln wir einfach weg), bei Wind (den überschreie ich gekonnt), bei Verkehrs- und Baustellenlärm, im unbeschreiblichen Odeur der Müllabfuhr, …

Wenn ich das, was ich in der Hochsaison von Anfang Mai bis Ende Oktober und dann wieder von 20. Dezember bis Anfang Jänner an Stunden leiste, einem Arbeitnehmer abverlangen würde, dann würde mich im Gegenzug die Arbeiterkammer vor den Kadi zitieren..

Ja, soviel zu arbeiten, das ist meine Wahl als Selbständige. Dann muss aber der Preis, den ich dafür verlange, auch meine Wahl sein.

 

Was ist ein fairer Preis für die Leistung eines Fremdenführers?

Angesichts dessen, was wir wissen und können müssen, dazu noch die Verantwortung – ja, ich vergleiche mich jetzt mal mit einem Lehrer.

Ein Lehrer an einer AHS hat ein Netto-Einstiegsgehalt von ca. 2.100,-€

Zwei Monate Sommerferien, zwei Wochen Weihnachtsferien, eine Woche Energieferien, eine Woche Osterferien, ein paar verlängerte Wochenenden und/oder Herbstferien, dazu 14 Monatsgehälter.

Er beherrscht die Fächer, die er unterrichtet (zumeist zwei) in einer Sprache.

Ich bin firm in Geschichte, Kirchen- und Ordensgeschichte, Kunst und Kulturgeschichte (z.B. Musik- und Literaturgeschichte), Geografie, Volkskunde, Kulinarik, Wirtschaftsgeschichte, Land- und Forstwirtschaft, weiß, wie das österreichische Sozialsystem funktioniert, unser Schulwesen, die parlamentarische Demokratie, kenne die demographische Entwicklung und weiß, welche gesellschaftlichen Probleme damit einher gehen, kann erklären, warum es  nach dem Selbstmord von Sisis Sohn Rudolph keine pragmatische Sanktion gebraucht hat, um zu einem Nachfolger zu kommen, kenne den Grund, warum so viele mittelalterliche Säulen achteckig sind … und das alles in zwei Sprachen.

Die Notwendigkeit der Weiterbildung ist in meinem Berufsleben genauso gegeben, wie im Leben eines Lehrers.

Ich muss mir in 9 Monaten so viel verdienen, dass ich zwölf Monate davon leben kann.

Da darf ich doch glatt den Vergleich mit dem Lehrer noch einmal bemühen:

2.100,-€ netto 14mal jährlich entsprechen einem Jahresumsatz von 66.720,-€ brutto. Bei 222 Arbeitstagen (im Jahr 2023) wäre das ein Tagesumsatz von 300,-€ brutto ohne Berücksichtigung der Inflationsrate seit 2019. Wenn ich also an einem Tag „nur“ eine Stadtführung habe, dann muss ich am nächsten Tag entsprechend mehr verdienen, um den Schnitt zu halten.

(Ich verkneife mir jetzt die Bemerkung, dass ich im 26. Dienstjahr bin!)

 

Welche Kosten fallen für den selbständigen austriaguide zusätzlich an?

Anfahrtsspesen: Wenn bei Ihnen der Installateur an der Wohnungstüre klingelt, dann haben Sie die ersten 60,-€ auf der Rechnung stehen, noch bevor Sie die Tür überhaupt geöffnet haben. Das ist nämlich die Wegpauschale, die für die An- und Abreise zum Kunden ganz selbstverständlich berechnet wird. Und da gehe ich davon aus, dass der Installateur aus derselben Stadt ist und wahrscheinlich nicht 75km weit anreist. Und: Anreise ist nicht nur in Entfernung zu messen, sondern auch in Zeit!

Im Fall des Handwerkers wird eine Fahrtpauschale unwidersprochen hingenommen wird, warum soll ich dann diese Kosten selbst tragen?

Parkgebühren: in Städten parkt man heutzutage nirgends mehr gratis und ich habe sogar in Hotelgaragen schon bezahlt, obwohl ich dort Gäste betreut habe.

Verpflegung: heute gehen Gruppen kaum mehr gemeinsam Essen und die Zeiten, in denen der Guide automatisch freie Verpflegung bekommen hat, sind schon sehr lange vorbei! Zumeist gibt es heute den Schlüssel: 20 zahlende Gäste – ein Freiplatz (und den bekommt bei mir immer der Busfahrer).

Ja, aber das können Sie ja alles abschreiben!

Richtig! Umsatz – Aufwand = Gewinn

Da der Aufwand Selbständiger aber ziemlich hoch ist (allein der Mindestbeitrag zur Sozialversicherung macht jeden Berufseinsteiger Staunen), muss auch der Umsatz passen. Sonst bleibt nämlich kein Gewinn übrig. Und ohne Gewinn keine Abschreibungsmöglichkeit.

 

Welche Betriebsausgaben muss man berücksichtigen als selbständiger austriaguide?

  • Sozialversicherung zwischen 28% und 26%. Das ist relativ viel, trotzdem fehlt mir gegenüber dem unselbständig Beschäftigten der Dienstgeberanteil und meine Pension ist deutlich niedriger.
  • Kammerumlage für die WKO
  • Interessentenbeitrag ( = Tourismusbeitrag) ist abhängig vom Standort des Gewerbes. Ich habe da in Freistadt noch „Glück“ und komme mit 0,45% des Umsatzes recht billig davon.
  • Haftpflichtversicherung – und zwar für größere Gruppen, daher nicht ganz billig.
  • Rechtsschutzversicherung (unbedingt eine, die bis zum OGH mitgeht, weil der Teufel nicht schläft!)
  • Unfallversicherung, die auch Invalidität und Arbeitsunfähigkeit abdeckt
  • Einzahlungen für eine Zusatzpension, weil (siehe oben) der Dienstgeberbeitrag zur Sozialversicherung fehlt.
  • Krankenversicherung, bzw. Krankentaggeldversicherung: das Sozialnetz für Unternehmer:innen ist in Österreich dünn und dürftig. Anspruch auf Krankengeld besteht ab dem 43. Tag der Arbeitsunfähigkeit bis zu einer Höchstdauer von 20 Wochen für ein und dieselbe Krankheit. Die Unterstützungsleistung beträgt 33,98 Euro pro Tag im Jahr 2023.
  • 20% Selbstbehalt bei jedem Arztbesuch
  • Kosten für Buchhaltung bzw. Steuerberatung

Eine Betriebsunterbrechungsversicherung für Fremdenführer:innen gibt es meines Wissens in Österreich nicht (sachdienliche Hinweise bitte gerne in den Kommentaren!).

Wenn ich umsattle und in ein Arbeitsverhältnis wechsle, dann habe ich:

  • fixe wöchentliche Arbeitszeiten,
  • Überstunden, die angekündigt werden müssen,
  • maximale Wochenarbeitszeiten,
  • in den meisten Fällen einen fixen Dienstort,
  • Sonn- und Feiertagszuschläge,
  • eine Pendlerpauschale für den Weg in die Arbeit,
  • Urlaubs- und Weihnachtsgeld,
  • die Möglichkeit in bezahlten Krankenstand zu gehen,
  • keinen Selbstbehalt mehr, wenn ich um Arzt gehe,
  • Arbeitslosengeld, wenn ich meine Arbeit verliere,
  • den Dienstgeberbeitrag, der bei der Pension einen deutlichen Unterschied macht,

und jetzt beende ich diese Aufzählung, denn sonst muss ich mich fragen, worin denn der Reiz der Selbständigkeit liegt.

Und nein, das „Dafür können Sie sich die Arbeit selbst einteilen!“ greift in meinem Fall nicht. Die Realität ist nämlich: wenn der Kunde pfeift, dann muss ich springen – sonst bekommt den Auftrag ein Mitbewerber. Es ist in 25 Jahren noch nie jemand später angereist, damit ich nicht so früh aufstehen muss. 😉

 

Warum jetzt ein Preis pro Person?

Weil überall im Tourismus Preise pro Person angegeben werden! Im Hotel, bei allen Eintritten (Kloster, Burg Schloss, Museum, Schifffahrt, Museumsbahn, …), beim Mittagessen und schlussendlich sogar im Reisekatalog.

Tatsächlich ist es für die Kalkulation jedes Unternehmers leichter, wenn auch bei Führungen ein Preis pro Person verrechnet wird.

Natürlich kommt jetzt eines dazu: unsere Preise werden damit vergleichbar, aber genau das halte ich für besonders wichtig!

Wenn ich mir so ansehe, in welchen Sehenswürdigkeiten ich regelmäßig anzutreffen bin, dann habe ich eine große Bandbreite bei den Eintrittsgeldern (ich vergleiche hier jeweils den Gruppenpreis pro Person inkl. Führung)

Das günstigste Museum in meiner Umgebung ist das Färbermuseum Gutau mit 5,-€ pro Person für offiziell eine Stunde (es dauert immer länger, weil’s wirklich interessant ist!) und am anderen Ende der Skala Stift Melk mit 15,50€ pro Person für 60 Minuten (das dauert nicht länger, weil einfach zu viele Gäste das Stift sehen wollen).

5,-€ pro Person und Stunde ergibt einen theoretischen Tagessatz von 40,-€ pro Person für 8 Stunden!

15,50 € pro Person und Stunde auf 8 Stunden aufgerechnet sind 124,-€ pro Person und 8-Stunden Tag!

 

Ich bin mit Ihnen mindestens 1,5 Stunden aber auch bis zu 10 Stunden unterwegs, in den meisten Fällen komme ich zu Ihnen ins Hotel und nicht Sie zu mir und das, was ich Ihnen erzähle, ist nicht auf einen engen Themenkreis beschränkt.

„Ja“, werden Sie jetzt sagen, „aber ein Kloster/Museum/Schloss muss auch erhalten werden!“ Stimmt – aber ich muss auch erhalten werden. Ich schlafe nicht unter einer Brücke, ich gehe nicht in Sack und Asche, ich brauche ein Auto, um zu Ihnen zu kommen, ich bilde mich weiter.

Außerdem gibt mir der Preis pro Person Freiheit für die Qualität. Sobald über 20 Personen in einer Gruppe sind, buche ich bei den Stadtführungen eine Kollegin dazu und ich habe auch ein Budget für kleine Verkostungen am Wegesrand, bzw. andere kleine Überraschungen.

 

Wie wird sich das Berufsbild des Fremdenführers weiterentwickeln?

Ich wage jetzt eine sehr persönliche Prognose, denke aber, dass ich nicht weit danebenliege, weil ich die Branche doch seit 25 Jahren erlebe.

Am Ende (und die Entwicklung geht deutlich in diese Richtung), wird es im Wesentlichen zwei Arten von austriaguides geben:

Die Kolleginnen und Kollegen, die vorrangig von den Kreuzfahrtschiffen leben und diejenigen, die das Risiko eingehen, sich nicht im Jänner den Kalender mit Schiffsterminen zu füllen, um zu sehen, was das Jahr an interessanten Gästen bringt (ich nennen sie hier die „freien Generalisten“).

 

Ich habe allergrößtes Verständnis für jeden Kollegen und jede Kollegin, die sich am Jahresanfang auf den Terminlisten der großen Reedereien und Agenturen eintragen und sich so den Kalender füllen. Mit der Unsicherheit, nicht zu wissen, ob man im September die Miete bezahlen kann, muss man erst einmal leben können. Es ist auch ein voller Kalender im Januar keine Garantie für wirtschaftliches Überleben, weil noch nicht klar ist, ob ein Schiff storniert wird, gibt’s Hoch- oder Niederwasser, … aber es beruhigt trotzdem, weil ja hoffentlich nicht alles ausfällt. (Bis zur nächsten Pandemie sollte jetzt wieder etwas länger Pause sein.)

Nur: wer fünf Tage pro Woche für die Kreuzfahrtgäste arbeitet, der darf dann auch mal Rechnungen schreiben, Buchhaltung erledigen, Wäsche waschen und müde sein. Wer sich auf dieses Kundensegment verlegt, wird die Regionen abdecken, die gefragt sind, aber nicht viel mehr und – er/sie steht auch nur sehr begrenzt für andere Reiseleitungen zur Verfügung, weil er/sie eben schon gebucht ist.

 

Wer die „freien Generalisten“ will, wird es in Zukunft schwer haben. Durch Corona haben etliche Kollegen und Kolleginnen (und nicht die schlechtesten!) die Branche verlassen bzw. haben nach wie vor einen Teilzeitjob, stehen also nicht mehr oder nur mehr sehr eingeschränkt zur Verfügung. Und der Nachwuchs, der vom Beruf leben will, hat eine deutlich größere Sicherheit, wenn er für den Kreuzfahrttourismus arbeitet.

Es braucht viel Zeit, um sich eine Stadt, eine Region so zu erarbeiten, dass eine Fahrt dann zu einem Erlebnis für den Gast werden kann. In der Ausbildung legen wir eine feste Basis, auf der die neuen Kolleg:innen dann aufbauen können – aber es ist schlicht unmöglich, jemand für 20 Städte auszubilden.

Das ist auch nicht erwünscht, denn würden wir fertige Programme vorgeben, dann wäre damit jede Individualität und Kreativität vernichtet. Das kann nicht im Sinne des Gastes sein!

Die Zeit, die eine:r zur Weiterbildung braucht, die Kilometer, die man fährt, um sich etwas (durchaus mehrmals) anzusehen, die Bücher, die man kauft, um etwas nachzulesen, das alles muss bezahlt werden. Das muss derjenige bezahlen, der von den ausgetretenen Pfaden abweichen, der anderes sehen und neues erleben will.

Es ist nämlich verfehlt zu glauben, wir hätten unsere Nebenjobs, damit wir uns in unserer winterlichen Freizeit weiterbilden, um dann im Sommer billig anbieten zu können. Auf dass wir ausnahmsweise einmal nicht nach Salzburg fahren müssen, sondern nach Zwettl fahren dürfen.

Wenn Sie also erst im März (oder noch später) buchen, bis ein Monat vor Anreise kostenlos stornieren und eine eher unbekannte Region erfahren wollen, dann sollten Sie das bedenken.

 

Was bekommen Sie idealerweise für Ihr Geld?

Bei mir ein Premium-Produkt!

Ich führe mittlerweile in 36 Städten, ich bin unterwegs zwischen Salzburg und Wien (beide Städte inkludiert) sowie Krumau/Budweis im Norden und Bad Aussee/Mariazell im Süden.

Ich befahre mit ihnen das Mühl-, Inn-, Hausruck- und Traunviertel in Oberösterreich, das Wald-, Most- und Weinviertel in Niederösterreich – auch weit abseits der touristischen Trampelpfade.

Meine Liebe gilt den Geheimtipps, den versteckten Schönheiten, den Aha-Erlebnissen und den „Damit hätte ich hier nie gerechnet“-Ausrufen.

Mir geht es um das „Warum“ in der Geschichte, um Zusammenhänge, um Entwicklungen, um das Verstehen dessen, was gestern war, um zu erkennen, warum das Heute genau so ist, wie es nun mal ist.

Das alles erzähle ich Ihnen unterhaltsam und mit einer Prise österreichischem „Schmäh“. Es wird mir von vielen Gästen attestiert, charmant zu plaudern, ohne ins Oberflächliche abzugleiten. Ich bekomme sehr viele positive Rückmeldungen und jede einzelne freut mich und bestärkt mich in meinem Tun.

Nur, ein: „Frau Thauerböck, unsere Gäste waren wieder so zufrieden!“ hilft mir nicht, die Miete zu bezahlen.

Aber auch daran muss ich denken, damit ich Ihnen weiterhin mit vollem Einsatz, mit meiner Begeisterung und Leidenschaft zur Verfügung stehen kann!

 

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